Montag, 21. September 2009

Ragi-Buch 2b - Stefan trifft Ragi


(Die Einführung zu dieser Geschichte über Ragi und Stefan
steht im Buch 1 unter http://RagiundStefanEins.blogspot.com )
(für alle meine Google-Blogs: http://Mein-Abenteuer-mein-Leben75.blogspot.com )
(dieser Blog "Buch 2b" hat die Adresse: http://RagiundStefanZweiBee.blogspot.com )


Kapitel III b - weiter im Blauen Haus


Die Ragi sieht ganz offen zu mir rüber, sie zieht schnell ihr Kleid etwas hoch und zeigt mir ihre Strumpfhalter, es sind heute vier, und sie sind heute rosa, und sie haben am Ende so eine silberne Drahtschlaufe und einen kleinen Knopf, mit dem der silberne Draht den Strumpf fäßt. Voller Wunder ist das alles. Das sind die „Waffen der Frau“, ja so sind sie, es sind doch schöne Waffen — wie ich das alles liebe, wie wird das noch weiter gehen in diesen Stunden? Und oben verschwinden die rosa Bänder unter dem Kleid — wohin? was dann? wie geht´s da weiter? Ob sie mir noch mehr zeigen wird? Ob ich noch mehr fotografieren soll? Es zittert in mir: doch warum? was ist da eigentlich Besonderes? das kann ich doch täglich in Schaufenstern und Illustrierten sehen und es rührt mich kaum, doch hier? es muß diese Zauberin sein, ja, Ragi ist eine Zauberin, das ist es. Doch Angst habe ich deswegen nicht: eine so schöne Zauberin? Eine Stimme in mir sagt: gib dich dieser Zauberin hin, du wirst Reiches bekommen.

Wieder dieses Kinderleibchen? frage ich, obwohl ich weiß, daß heute manches anders ist. — Gleich zeige ich dir mehr, erst mal mach´ ein paar Fotos hiervon. Allerlei Gesten macht sie mit ihren Beinen und den Hüften für die Camera, doch nie bekommt die Camera mehr zu sehen als die oberen Ränder der Strümpfe und die blitzenden Drahtschlaufen und ein Stück der Haltebänder. Das ist schon viel ... später werden wir diese Bilder — aber nur diese — den Anderen in den Schulen zeigen, doch für die Mädchen dort war selbst das schon zu stark. „Das macht man doch nicht,“ hörten wir und schämten uns — ach nein, genau genommen schämten wir uns nicht richtig, es war nur so ein bißchen Schämen. Hinterher flüstert Ragi mir zu, die alle würden es gerne genauso tun, doch sie trauen sich nicht, verbergen alles unter ihrem Kleid — bis der Wind sie mal überlistet. Und dann dieses „HUCH!“ und schamrote Gesichter und mühevolles Runterhalten der Kleider.

ب ب ب ب ب ب ب ب ب ب ب

Ich frage zögernd, hast du wieder keinen Schlüpfer an, daß du dein Kleid so festhältst, dich so versteckst heute? ... für was hältst du dein Kleid denn so fest? Ihre süße Stimme drängt aber:

Warte und zittere doch nicht so vor Ungeduld. Ich bin auch schon ganz zitterig und weiß kaum, wie ich mich richtig halten soll für die Camera. — Nach vielem Fotografieren setzt sie sich so hin, daß sie ihr linkes Bein seitwärts auf der Bank ausstreckt, so nun mach dieses Foto, aber zur Vorsicht gleich mehrere. Und sie hält einen Spiegel in der Hand und möchte sehen, wie sie wohl aussieht in dieser Geste: ... und nun ziehe ich mein Kleid noch etwas hoch, damit du endlich den Genuß hast, alles sehen kannst ... hm, ach es ist ja auch Genuß für mich. — Und so sieht es jetzt auf dieser Zeichnung aus, die ich euch kaum zeigen mag, vielleicht ist sie ist zu intim. Nach den — meist verzitterten — Fotos habe ich dann diese Bilder gezeichnet, neulich erst. Es hat lange gedauert, denn ich bin da ungeschickt und habe mir die Fotos zur Hilfe genommen, es sollten alle wichtigen Details, hell und dunkel mit drauf kommen. Für die Zeichnungen aber, auf denen sie tanzt, und für die andere, auf der wir beide so innig umarmt sind (Upavishta), nahm ich fremde Bilder zur Vorlage.

Ach nein, ich scheue mich, dieses Bild hier zu zeigen, Ragi mag es nicht richtig finden.

Ja, so sieht Ragi an diesem schillernden Tag aus: außer Gesicht und Händen alles in Schwarz, nur die nackten Oberschenkel in ganz hellem Braun, fast weiß, und die Strumpfhalter darüber in Rosa, und der Schlüpfer in Weiß. Ich wußte ja, daß die erwachsenen Frauen sich so kleiden, und es hat mir nie gefallen, hat mich eher abgestoßen, als ich noch klein war. Doch nun? Dieses strahlende Weiß da in der Mitte dieser süßen Frau, unter all dem Schwarzen! Später werden wir das „sexy“ nennen, doch nun haben wir kein Wort dafür. Obwohl ein loses Kleid wie dieses ja alltäglich ist bei den Mädchen, obwohl ich fast jeden Tag Mädchen sehe, denen mal ihr Rock etwas hoch fliegt — hier an der Küste ist es oft windig — ... Es hat mich bisher alles nicht erschüttert, bin wohl anders als die anderen Jungen. Doch nun? Ragi hat ihre Art ...

Sie kommt zu mir, ihr Kleid fällt wieder runter, ja die Knie sind bedeckt, alles wieder zu! Oh, ist es schon vorbei?

Ich verstehe das alles nicht: Warum macht ihr das? Ihr Mädchen kleidet euch manchmal so dick und dumpf und schwarz zu, doch kaum weht ein Windstoß vom Meer herüber, oder kaum zieht deine Hand das Kleid etwas nach oben — da zieht Ragi es zögernd wieder etwas nach oben —: sieh, sage ich, nun ist alles an dir offen und verführend, rosa und weiß, strahlend! — nur mit einer kleinen Handbewegung. Und deine kleinen Drahtschlingen oben an den Strümpfen glänzen wie Silber! Ist das dein besonderer Schmuck, dein Verführ-Schmuck? ... dein Verführerin-Schmuck?

Ach, wir müssen doch nicht alles verstehen! kritisiert sie mich freundlich. Verstehen und Erklären ist weniger als die Hälfte des Lebens, sagt sie in ihrer Frauen-Logik. ... jedenfalls ist es der Teil, der keinen Spaß macht.

Ragi setzt sich wieder auf die Bank, dann legt sie ein paar Kissen hinter sich zurecht, lehnt sich zurück und meint: Ja, das alles ist wohl so, weil ich dich verführen will — immer, auch draußen und wenn wir da draußen im Garten-Café nebeneinander auf der Bank sitzen, will ich dich verführen ... selbst wenn du nicht da bist, wenn ich auf der Schulbank sitze, denke ich nur, wie ich dich verführen kann ... wenn ich im rüttelnden Bus sitze und das Zittern auf dem Huckel-Pflaster da unter dem Kleid spüre, denke ich, wie ich dich verführen kann, jetzt sofort — doch dann bist du nicht da. Hol´ doch mal eine rote Nelke aus der Vase und stecke sie mir oben in einen Strumpf. Ho, ho, wie das wohl aussieht. Ich zögere und frage, wie soll ich das tun? Tu selbst, was ich vorher tat: hebe das Kleid höher ... da ist das Bein, da ist der Strumpf, da ist die Nelke ... da ist deine Hand.

Was will sie eigentlich? Ist das Verführen, immer näher heran? Was muß ich alles tun, damit ich reif werde und wir unsere Freude haben! Dieses alles ist doch schon die volle Freude. Wird noch mehr kommen, wann wird das aufhören, gleich oder nie? ... und WAS, überhaupt? — Ja gut, doch nun noch mal mit einer weißen Nelke, und dann ein Foto ganz nah, und die Nelke malen wir dann auf dem Bild rot an.

Was meinst du mit Verführen? frage ich. — Na so, wie wir damals im Stadtpark waren — eigentlich weiß ich das auch nicht so richtig. ... ich denke, ich will, daß du dich ganz hingibst, mir ganz hingibst, dich ganz verlierst. Ragi zittert und kann kaum sprechen. Die Nelke fällt aus dem Strumpf. Was nun? Ich hebe sie auf und stecke sie wieder hinter den Strumpfrand. Meine Hand zittert dabei so stark, sie schlägt an Ragi´s Schenkel. Das muß ihr am Bein fast weh tun.

Ich will dich ganz dicht und nahe an mir haben, doch du brauchst wohl einige Zeit, ich auch. ... Wir sind doch noch so jung, weißt du. Sind wir noch nicht reif, etwa? Ich will aber reif sein, und du sollst auch reif sein, dafür! Im Tantra sagen sie, daß Frau und Mann in der Liebe so hohe Wonnen ... — und was ist das nun? Was sind diese Wonnen? Ich will es wissen. Und du auch, du mußt es auch wissen. Da wird der Moment kommen, wenn wir — „wir“ sagt sie! — so Eins sind, unsere Körper so fest verschmelzen und zittern und sich schütteln ... das habe ich noch nie erlebt, nur gesehen, wenn meine Mutter und ihr Freund ... ich darf manchmal dabei sein.

Ragi sagt dann noch ernster und etwas zitterig: und bitte, wenn es dich überkommt und du das Gefühl und das Drängen hast, daß du dich nun in mich hinein entleeren müsstest: tu´s nicht! Ich erwarte da gar nichts von dir, will gar nichts von dir haben! ... sag mir frühzeitig Bescheid und wir warten etwas bis wir wieder kühler sind. Wir warten bis wir wieder kühler und ruhiger sind. Da müssen wir uns immer verständigen, sonst geht es zu schnell, sonst kommt das Ende zu schnell. Das müssen wir erst lernen, wir beide. Und vielleicht am Ende — vielleicht nach Stunden, so sagen die alten Schriften — vielleicht schüren wir dann gemeinsam unsere Feuer zu einer großen Riesen-Flamme und lassen uns in die größte Begeisterung hinein treiben. So eine Flamme wie auf jenem Berg in Indien zu Ehren Shiva´s, riesengroß und strahlend hell, es ist als ob alles darin verbrennt.

Still sitzt sie, und dann sagt sie langsam, wir wollen doch nicht eine Leistung vollbringen. Nur das, wozu wir Lust haben, oder? Auch still sein ist Lust, ganz große lustvolle Stille kann hier sein, in unserer Begegnung — hat mir alles meine Mutti beigebracht.

Davon habe ich noch weniger gehört als über alles andere hier: lustvoll still sein? Nach langer Zeit, in der wir ruhig miteinander sitzen, nur unsere Hände liegen ineinander, sagt sie leise: Ja, sieh mich mal an, sei ganz still und sieh dir nur mein Gesicht an, wandere mit den Augen liebevoll auf meinem Mädchen-Gesicht umher — ist das nicht stille Lust? Fühlst du nun, was ich meine?

Ja, ich fühle nun, was sie meint. Etwas über Erotik und Sex habe ich schon gehört und gelesen, nicht viel ... aber dieses hier ... ich glaube, das wissen selbst die meisten Erwachsenen nicht, nichts davon. Und diese 17-jährige junge Frau spricht davon wie eine voll ausgebildete Liebes-Lehrerin — wenn es so was gibt. Ich bin nicht nur erstaunt, sondern ich fühle mich befreit, befreit von Ängsten und Regeln, die ich nicht einmal kenne. Irgend jemand würde mit dem Zeigefinger drohen ... so sind meine Vorstellungen. Und nun dieses — vollständig jenseits aller Drohfinger.

Und ich wandere mit meinen Augen auf deinem Gesicht umher, sehe deine schöne junge, weiche Männlichkeit, wie sie nun langsam hervorkommt aus deiner Kindheit ...

Ragi spricht langsam weiter: hier unten, wo unter dem Kleid mein Schlüpfer so weiß und strahlend ist, da möchte ich dich hin haben, hier hier am meisten! Hier bin ich! Dafür habe ich mir dies alles so angezogen. Damit ich dich hier hin ziehe ... besonders hierhin will ich dich ziehen! Und deswegen ist alles andere schwarz ... Ragi´s Stimme zittert, flüstert, damit ich dich nur hierhin locke, ganz direkt und wie das Ziel eines Pfeils, der abgeschossen wird ... dahin, wo es weiß und strahlend ist. Ich will dich verführen und ich will auch mich verführen ... mit denselben Sachen, mit demselben Ziehen, mit demselben Pfeil — oh nun rede ich Unsinn, aber ich bin so verzittert, weißt du?

Wieder setzt sie sich auf die Bank und hebt ihr Kleid höher und sagt und lacht scheu, du willst doch sehen, ob ich wieder dieses Kinderleibchen anhabe, oder? Da mußt du selbst suchen, und mußt meinen Schlüpfer langsam runterziehen. Da ist dann mehr für dich, mehr zu sehen, mehr zu fühlen, mehr zu schnuppern.

Ich scheue mich auch, habe doch Angst und bleibe steif stehen. Sie lockt und lockt mit ihrer süßen hellen Stimme und sagt, ich nehme mal deine Hand und du brauchst nur noch anzufassen — und meine Finger werden hinter das Bündchen von ihrem Höschen gesteckt, und ich fühle ein bißchen Ragi´s kühle Haut, ihre Nacktheit da. Wieder dieses Zittern auf meiner Haut, ganz besonders im Unterleib und zwischen den Beinen, wo mir so heiß ist, und mein Glied ist ganz steif und beult die Hose aus. Wie gut, daß ich die Kamera auf den Tisch gelegt hatte. Sie sagt, wie ist dir denn das? Ich sitze hier so offen vor dir und du verhüllst alles in deine plumpe schwarze Hose? Ist da nichts los? Bist du da ganz schlapp und trocken? Doch erstmal ziehst du von meinem Leib den Schlüpfer weiter über die Beine nach unten!

Und obwohl, ich meine — ich kann kaum denken, alles zittert auch bei mir so — obwohl es doch so intim da ist an Ragi´s Körper, hat sie das alles nur so lose und leicht bekleidet — wie die meisten Frauen und Mädchen, auch mein Gesicht wird heiß, wie ich das denke. Und doch ist so wenig Scham in Ragi, sie ist so offen! Ist das Tantra? frage ich mich. Dieser leichte Schlüpfer und nur das flatternde Kleid darüber ... oder wenn sie sich auf die Bank hockt und die Knie hochzieht und das Kleid rutscht zur Seite und der Schlüpfer dann auch: dann ist dieses Stückchen leicht gewölbte nackte Haut ihrer Lippen schon zu sehen — soll ich da zurückzucken? Soll ich wegsehen, oder hinsehen, ein Foto machen? Ja, mach ein paar Fotos, sagt diese kleine süße Frau hier vor mir. Wie anders sie doch ist als ein Junge.

Ragi liegt nun aber zurück in den Kissen und ihre Füße hängen auf den Boden, und ich setze mich neben sie. Ich ziehe zaghaft an ihrem seidigen Schlüpfer, und Ragi´s Schlüpfer rutscht nun weiter runter und mein Finger berührt dabei das kleine Haarbüschel und dann Ragi´s Haut, wo der Schlüpfer sie vorher verhüllt hat. Fast wird mir schwarz in den Augen, ich mache sie zu und bleibe mit dem Finger und fühle Ragi´s Schönstes und Intimstes, ich weiß gar nicht, wie ich es nennen soll, diesen Weg, dieses Tor in ihren Körper hinein — das alles denke ich verwirrt.

Wieder ist es wie im Stadtpark: es ist da unten in Ragi´s Körper so dunkel und warm und weich und ein wenig glitschig, nun bin ich viel tiefer in meinen Gefühlen als damals. Ragi´s Körper dehnt sich hin und her, zittert wie meiner ... Ich fühle, meine Seele ist in einer tiefen schwarzen Höhle, wo Angst und Wollust sind, Wärme und Hitze, Liebe, Liebe, Liebe, meine Seele ist weit weg, dicht eingehüllt in Liebe und Sehnen. Von weitem Ragi´s Schmeicheln: ja, streichele nur sanft an mir, ganz leicht und sanft. Merkst du wie es feucht wird? Merkst du wie wohl es mir da ist? Nimm etwas von der Feuchte und leg es auf deine Lippen und schmecke es mit deiner Zungenspitze. Damit ist mir wohl, ich weiß, daß du mir so sehr, sehr nahe bist. — doch gehe nun nicht tiefer. Das kommt später.

Und zitternd spreizt sie ihre Schenkel etwas. Sieh hin, wende dich nicht ab, leg´ jetzt deine hohle Hand auf meine Joni — so nenne ich auf Indisch die Vulva — als ob die Hand eine Schale wäre, still und leicht, damit gebe ich mich deiner Hand ganz hin, mein Leib und meine Seele geben sich dir ganz hin. Etwas, wie eine weiche warme Luft, strömt nun unten aus mir hinaus in deine hohle Hand — spürst du es? Unten aus mir heraus ... ein weiblicher Strom aus mir in deine männliche Hand.

Doch nun mache ich die Augen auf, hebe meine Hand etwas hoch und sehe, wie schön Ragi´s untere Lippen sind: fast ganz nackt, fast ohne Haare, ganz glatt und weich, nur oben zum Bauch hin sind diese wunderschönen krausen und schwarz-glänzenden Haare — wie ein großes, wichtiges Zeichen: Hier ist es! Und ihre Schenkel sind innen naß von der Liebes-Flüssigkeit aus ihrem Leib. Und meine Hand auch.

Ragi gibt mir ein Zeichen, und ruhig bleiben wir nun für ein paar Minuten; das Zittern geht weg; starke, scharfe Aufmerksamkeit, Wachheit, Stille. Ich komme wieder zu mir, sitze mit offenen Sinnen, die spüren, wie sich alles in mir anfühlt, und die wach nachspüren, wie es um Ragi steht.

Ragi hilft, den Schlüpfer ganz nach unten zu ziehen. Sieh, mein Kleid ist so lang; auch wenn ich keinen Schlüpfer drunter habe, weiß es niemand.

Doch —, finde ich: wenn Sturm ist oder du auf dem Fahrrad sitzt oder auf den Perron von einem Zugwagen hinauf hüpfst und ich gehe hinter dir, oder wenn dein Strumpfhalter abgegangen ist und du ihn wieder anknüpfst ... Ganz eifrig zähle ich auf — doch langsam — um alles zu genießen, was mir einfällt — oder wenn wir vor dem Schaufenster-Spiegel stehen und ich dich verführen will! sagt Ragi schnippisch. Und wir haben so viel Vertrauen miteinander, sind ganz offen zueinander, ernst und voll Humor, ohne einander weh tun zu wollen, nie.

Und dein Kleid ist ja nur lose über das alles drüber gehängt, wie macht ihr Frauen das nur, habt ihr nicht Angst?

Und ich sehe Ragi in die Augen, auf den Mund, hebe das Kleid wieder etwas und sehe darunter und erzähle langsam: Wenn dein Kleid auf der Straße oder in der Schule einfach so runter hängt und die Strümpfe decken deine Knie und Schenkel, dann sollen alle ja denken, daß dieses Mädchen ordentlich und richtig bekleidet ist, aber — ich schüttele den Kopf leicht — es weiß meist jeder, daß es nicht so ist. Sie müssen nur sehen, wie du dich bewegst und wie du guckst. Dann weiß es jeder, wie verführerisch du Weib da unter deinem Kleid bist, ganz in der Nähe so lockend und bis oben gefüllt mit Liebe ... bis oben gefüllt mit Liebe, daß es aus deinen großen Augen und deinen Lippen nur so heraus strahlt.

Ich genieße es, das alles so zu sagen.

Wenn die Mädchen auf dem Hockeyplatz umherspringen und laufen, hocken die Jungen am Rande und versuchen, reizvolle Anblicke einzufangen, manche versuchen sogar heimlich zu fotografieren. Sie wissen, daß es da etwas gibt, was sie noch nicht kennen, was sie aber mit einem großen heimlichen Angebot anzieht. Doch was kennen die von deiner Liebe?

Ragi sagt langsam, mit Pausen, auch wir Frauen haben unsere Lust daran — nicht nur am angesehen-Werden, sondern auch am eigenen Fühlen — so wie ich meinen Leib selbst fühle, so wie ich ihn gerne mal zeigen möchte, einem geliebten Menschen zeigen — mich, mich einem geliebten Menschen zeigen! Dir! Oder mal eben einen kurzen Blitz lang für die ganzen Jungs, die da sitzen ... ja das mögen wir! Es verführt nicht nur die Jungs sondern mich selbst auch, wenn ein leichter Windzug oder ein heller Blick meine Schenkel oder gar den fast nackten Po streift! Nur ein kleiner Windzug unter´m Kleid macht mich schon wahnsinnig. Strümpfe sind dazu da, diese Windzüge, diese Wonnewindzüge noch zu erhöhen, an den Punkt zu leiten: diesen Gegensatz zwischen bedeckt und nackt fühlen! Dann passiert es schon mal: ein Wonneschauder zieht sich von unten den ganzen Rücken entlang hinauf bis in den Kopf, es ist dann so, als ob dieser Schauder oben aus dem Schädel hinaus schießen will in den Himmel, die Unendlichkeit ... Kennst du das auch?

Sie setzt sich auf und deckt das Kleid über ihre Beine — Körpergefühl nennen sie das, glaube ich, Körperlust, —

... sie kann nicht wieder aufhören, springt auf und hebt ihr Kleid wieder ein wenig und zeigt auf die neuen glänzenden Drahtschlingen, mit denen die Strümpfe festgeklemmt werden: oh, das ist so schön, macht mir so´ne Erregung: magst du auch meine Beine ansehen, so wie sie jetzt aussehen? verziert mit all dem hier?

Sie sieht an sich hinunter und dann mit festen Augen auf mich: nicht wahr, so sehe ich doch schön aus, oder? Oder mehr? Nach einer Weile in Stille, andächtig bin ich, flüstert sie:

Ja, auch die Lust am Risiko, an der Gefahr ist da: vorsichtig!, nicht zu freizügig sein, so viel dürfen die anderen nicht sehen. Das Kleid schön zuhalten und um die Beine schlingen — alles ist da drin, soll da drin bleiben, sicher und unberührt! Darum muß das Kleid schön weit genug sein, damit ich es wickeln kann, um die Beine. So sind unsere Frauen-Gefühle. Auch Angst ist dabei, vor was, weiß ich nicht, vielleicht Angst vor übermächtigen Gefühlen, die aus mir herausströmen könnten, oder die Angst, daß die anderen irgend etwas Unschönes mit mir machen, doch selbst diese Angst ist lustvoll ... — Mit Hosen hast du das alles nicht, da gibt es nicht dieses Risiko und deswegen auch nicht diese Lust, nicht diese Erlebnisse. Ich glaube, wir Frauen werden nie ganz auf Hosen umsteigen, wir werden uns immer wieder zurückfinden. — Schade, daß ihr Männer euch davor so schnell drückt, oder? Wie ist dir damit?

ب ب ب ب ب ب ب ب ب ب ب

Hoch springt da die wilde Ragi und ruft: Komm wir tanzen mal wieder eine Phase, ich lege mal Louis Armstrong auf, das ist mein ganzer Hit. Nun stampft sie los und tobt umher, noch nie habe ich so was gesehen. Habe nie gewußt, daß ein Mensch so toben-tanzen kann. Ob die Leute um Armstrong auch so sind? Ihre Arme fliegen in die Luft, und das Kleid schwingt umher wie ein wilder Wirbelwind in der Steppe in dem Afrika-Film, den ich sah. Ragi wirbelt die Hände an den Himmel und dreht den ganzen Körper in allen Windungen.

Doch bald zwingt ihre Ungeduld Ragi wieder auf die Bank, mit einem Ruck zieht sie mich mit, sie legt sich quer auf die Bank und läßt die Unterschenkel hinunterhängen. Aufrecht und noch etwas scheu sitze ich neben ihr.

Nun hebt sie ihr Kleid bis über den Nabel und zeigt unter dem Nabel ihren weißen Hüftgürtel: den schmalen Strumpfhaltergürtel mit feinen rosa Spitzen verziert, so sehr weiblich. Daran hat sie die zwei Paare rosa Strumpfhalterbänder angeknöpft, die sich über die Schenkel spannen, damit die Strümpfe keine Falten schlagen. Sieh mal, so ist das nun statt dieses Leibchens, und statt der ollen Wäscheknöpfe habe ich heute das erste Mal diese blitzenden Drahtschlingen, um die ich meine Mutti immer so beneidet habe. Ist das Blitzen wohl auch mit auf die Fotos gekommen? — Ihr Hüftgürtel hält sich an den Hüften fest und schlingt sich fest um den Unterbauch. Und Ragi´s süßen Nabel sehe ich, es ist anders als mit dem Leibchen neulich, das ja viel höher um die Brust geknöpft saß — weit oberhalb vom Nabel.

Wir sagen nichts weiter, Ragi summt. Dann soll ich wieder fotografieren, Ragi drängt mich, sie will diese Fotos haben, für später, sagt sie —, nein, weil es Spaß macht, weil es mir Spaß macht, dir auch?! Dann sind diese Erlebnisse ein wenig verewigt, wir können auch später noch hinsehen ... Leise summt sie in ihrer hellen Stimme, immer weiter, sie streicht leicht über meinen Bauch.

... mir macht es mehr als Spaß, denke ich ... es ist so intensiv, es ergreift meine ..., wie soll ich sagen, es ergreift meinen ganzen Unterleib. Tief im Unterbauch fängt es an zu wirbeln, ich weiß nicht was, ganz unten wirbelt es. Es ist als wenn ich das Wirbeln auf dem Boden des Beckens spüren könnte, als wenn sich da etwas wie ein waagerechtes Rad wahnsinnig schnell drehen würde. Von hier dringt ein ganz starker Lichtstrahl unten zwischen meinen Beinen hinaus und tief in die Erde hinein, aber er schießt auch zu Ragi hin — solche Bilder habe ich, sehr lebendig. Dieses Leben mit Ragi ist das Höchste und Kraftvollste, das ich je erlebt habe, alles, ich werde nie wieder so etwas erleben. Dann erklärt Ragi:

Gestern war ich mit meiner Mutti im Strümpfegeschäft und wir haben diesen Gürtel und diese „erwachsenen“ Strumpfhalter gekauft. „Nun wirst du doch eine Frau“, sagte meine Mutti. Doch Seidenstrümpfe oder Perlons wollte ich nicht haben, sie sind mir zu affig, sogar ein bißchen eklig finde ich die. Ich nehme lieber solche feinen Baumwollstrümpfe, und da haben wir diese hier und Sportsocken und dieses Kleid gekauft — alles in Schwarz. Meine Mutti sagte, nun mußt du mal zusehen, wie du die Jungens ein wenig verlocken kannst. Denn sie weiß, was ich alles von ihr erfahren habe — wenn sie aber wüßte, wie ich ihren Ratschlag schon so schnell wahr mache, mit dir! oh oh — und das berührt mich sehr tief. Ich bin der erste Junge, den sie mit so viel Kunst verführen will, und sie ist das erste Mädchen, dem ich überhaupt so nahe komme.

... doch vielleicht ziehe ich auch mal Nylons an, wenn mir das Feine der Gewebe mehr gefällt — würde dir das denn gefallen? Ich weiß es nicht, habe eine gewisse Ablehnung in mir, — vielleicht später mal, sage ich.

Nun frage ich weiter nach Ragi´s Gefühlen bei dem Kauf dieser Dinge, ich merke, ihre Gefühle sind mir sehr nahe, ich bin mit im Laden und ich komme mir da selbst wie ein Mädchen vor, das sich zum ersten Mal diese neuen Sachen kauft — so offen beteiligt sie mich an allem. Ich frage: Wie war das, hast du da auch gezittert?

Ja ja, oh, sehr gezittert. Es war zuerst wie nackt ausgezogen im Laden und nachher auf der Straße, alles war so anders, immer hatte ich Angst, daß sich diese feinen Häkchen lösen würden die den Gürtel zusammenhalten, und daß dann der Gürtel runter rutscht, er ist doch nur mit diesen Häkchen geschlossen, wenn die sich nun öffnen? — doch alles ging gut, und meine Mutti hat mich noch getröstet: „du wirst nun richtig Frau — da ist es immer so: das Risiko daß die Strümpfe rutschen ist immer da. Ich genieße es auch, zitternd,“ sagte sie, „und schließlich sind da ja zwei Strumpfhalter, wenn sich mal einer löst ...“

— Und wie kamst du nun auf diese sportlichen Socken? frage ich dann. — Ragi zögert und sagt, sie sehen kraftvoll und sportlich aus, ein wenig hart und abweisend sehen sie aus, sie schützen die Knöchel und Füße, und da ist der Gegensatz zu dem rosa-weißen, dem Weichen unter dem Rock noch stärker, dem Empfänglichen unter dem Kleid! Das genieße ich an mir! — Ja, sage ich, stärker kann es nun nicht mehr sein — höchstens wenn du noch lange Stiefel anhättest.

Ragi stößt einen harten Ton aus, sie mag keine Stiefel anziehen: Ich finde das affig, schreit sie, genauso wie diese Perlonstrümpfe, einfach zu viel — für meine Gefühle zu viel! Vielleicht kommt das mal wenn ich älter bin, doch heute mag ich das nicht. Es ist schon fast zu viel so wie es jetzt ist, sehr dicht an der Grenze, ich habe mich da doch noch nie so weit rein gestürzt.

Und die dicken Socken sind der ganze Gegensatz zu ihren feinen Knien, durch die Strümpfe sehen sie noch feiner aus, fast wie Kinderknie noch.

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Wir sitzen neben einander, und sie streicht sich über diese feinen Knie. — Ich habe da eine Erinnerung, sagt sie nun gelassen. Ich sehe uns, wie wir beide zusammen auf einer Bank auf der Veranda von Frau N. sitzen, das ist doch diese Freundin unserer Mütter, die mit dem großen Apfelgarten. Es ist schon lange her, viele Jahre, wir waren Kinder. Auch deine Mutter und du und meine kleinen Brüder waren gekommen um den Geburtstag der Freundin zu feiern, und die Damen saßen drinnen beim Kaffee und schwätzten ... — Ich kann mich nicht erinnern. — und wir saßen auf der Veranda im Kalten. Wir waren wohl 12 Jahre alt, und du saßest neben mir auf einer Bank und deine Beine waren wie meine in lange Strümpfe gehüllt, denn es war kalt draußen. Doch während du vernünftigerweise dicke Baumwollstrümpfe trugst, unter deiner schwarzen Cordhose, hatte meine Mutter mir für diesen besonderen Nachmittag dünne Perlonstrümpfe hingelegt, die ich schon damals nicht mochte, auch blieben die Beine kalt in ihnen. Sie sind mir einfach zu fein und empfindlich, ich möchte lieber rumlaufen und durch Büsche und Hühnerställe kriechen, und dafür sind sie nicht gemacht. — Ich kann mich immer noch nicht erinnern, und dann?, frage ich.

Du, und ganz besonders sah es aus, deine Strümpfe waren bunt, geringelt, sehr selten!

Bei mir kam es wie ich befürchtet hatte: ein kleines Loch war im Strumpf und ich sagte zu dir, sieh mal, nun ist der Strumpf hin. Du sagtest, „wieso denn, das ist doch nur ein Loch“. Da gab ich Dir einen kleinen Faden, der neben dem Loch erschienen war, zwischen die Finger und sagte, zieh mal dran. — Nun kam meine Erinnerung schwach wieder: Ragi zog ihr Kleid ein wenig höher und ich zog am Faden und ratsch, war da eine Laufmasche, die sich wie eine kleine Leiter am Oberschenkel hochzog. Das fand ich damals nur lustig, aber erst jetzt beginnt diese Erinnerung mich zu erregen. Noch weiter zog ich an dem Faden bis die Leiter an der Stelle ankam, wo der Strumpf dicker ist, nahe den Strumpfhaltern. Da hatte sich die Laufmasche festgerannt — und Ragi zog sich einen neuen Strumpf an, den sie aus der Handtasche ihrer Mutter holte.

Ragi bemerkt: Das konnte dir mit deinen Strümpfen nicht so leicht passieren, die haben eine andere Strickart. Schade, daß du nun keine langen Strümpfe mehr trägst, ich meine die älteren Jungen überhaupt, auch für Männer würde ich´s mögen, wenn es passt. Ich hätte das gerne, es wäre eine hübsche Mode. — Ich erinnere mich, wie warm es mir war mit jenen Strümpfen, so bewahrt und geschützt waren mir meine Beine. Ich gebe zu, daß mir das heute manchmal fehlt.

ب ب ب ب ب ب ب ب ب ب ب

Wir sind ein paar Minuten still, ich versuche zu verstehen, was es mit diesen Strümpfen eigentlich hat, was bedeuten sie mir, warum mag ich sie so gerne?

Früher — als Kind — trug ich fast immer, wenn es kalt war, solche Strümpfe, doch meistens braune, denn fast nur braune gab´s im Laden, alle Kinder hatten sie, sehr selten gab es mal so bunte wie auf dem Bild. Ragi sprang auf und kramte in einem bunten Karton mit Fotografien und sucht eines heraus, das mich zeigt, wie ich sitze und das Hosenbein hochziehe, ja das war es. Langsam erinnere ich mich auch an dies: An dem Nachmittag bei Frau N. machte sie Fotos von uns, und Ragi drängte mich, ein Hosenbein hochzuziehen — eben so wie ich auf dem Foto sitze. Das Foto ist verknittert und blaß, so machte ich vor ein paar Tagen diese Zeichnung danach. Auf der Zeichnung sehe ich viel jünger aus und überhaupt nicht wie ich — ich bin nicht sehr geschickt im Zeichnen, doch ich mag das Bild. Immerhin ist es ein Beweis, wie wir damals gekleidet waren. Ich mochte es damals, fotografiert zu werden, aber ich war recht verlegen wie ich mich so der Kamera stellen sollte.

Meine Mutter mochte die düsteren Strümpfe nicht so gerne: Obwohl sie nicht gerade für´s Bunte war, eher für´s graue und braune wie es der Brauch war, hätte sie über die Beine ihrer Kinder gerne bunte Strümpfe gezogen. Irgend wann gab es dann mal Ringelstrümpfe mit vielen starken Farben für uns, aus Baumwolle, ziemlich weich und fein, lange und Kniestrümpfe. Ich habe noch ein Foto davon, ich werde es mal raussuchen, leider nur in schwarz-weiß, aber so war das damals, ich streiche über Ragi´s Arm und sage: Ich mochte sie gerne, diese bunten Strümpfe und überhaupt bunte Kleidung — und auf dem Foto kannst du sehen, wie ich es genieße, wenn oben ein wenig mein Schenkel zu sehen ist, auch bei anderen. Und ich setzte mich immer so hin, daß es so war, wie du auf dem Bild sehen kannst. Ich frage Ragi, kannst du dir das noch vorstellen? War das bei dir auch so?

 Bild 09 : Stefan in bunten Ringelstrümpfen.
Das Bild hatte ich mal für eine andere Stelle gezeichnet

Unsere Haare waren damals sehr ordentlich „frisiert“, doch da ich das nie mochte, habe ich mich mit diesen wilden Haare gezeichnet.

Ragi sagte, nein, mit deinen bunten Strümpfen warst du wohl fortschrittlicher als ich, ich hatte immer nur braune und schwarze Strümpfe ... irgendwie ein wenig häßlich, mal auch weiße, die fand ich schöner, die konntest du aber nur einen halben Tag anziehen, dann waren sie dreckig. — Dann stöhnt Ragi kräftig: ja, ja, mir sind diese Gedanken mit den Strümpfen schon fast zu verführerisch, warum nur siehst du jetzt nicht mehr so süß aus wie damals? So schöne bunte Beine! Harrrr, ich will dich verführen, gelingt mir das? Was ist das, verführen? Kommst du nun hierher? Ach, du bist ja schon hier, näher geht wohl nicht. Sieh mich an, bin ich nicht schön? wunderschön? sooo weiblich schön? Sieh mich an von oben bis unten — nein eigentlich nur in der Mitte, hier wo du das Kleid schon hochhebst ... wo du das Kleid hochhebst ... oh, ist mir schon wieder zittrig, so weit bin ich noch nie ...

Nun hockt sie vor mir auf dem Rand der Bank und streicht über meine plumpe lange Hose und sagt, die mußt du nun mal runterziehen, ja ganz abziehen. Guck mal, ich bin doch schon ganz frei hier. Ich zeige dir doch auch alles. Und mit einem schrägen Blick und fast zu gekniffenen Augen sagt sie: dein Körper ist doch ebenso schön wie meiner, doch eben männlich! Ich will ihn auch mal richtig sehen und fühlen, erst von weitem, dann immer näher — doch erst machen wir noch ein paar Fotos, oder?

Nein warte, ich möchte dir jetzt die Hose runterziehen. Ich halte es nicht mehr aus. Hast du noch mehr an als diesen gräßlichen Schlauch, noch mehr drunter? — Drunter trage ich wieder diese weiß-grüne Turnhose vom Hockey vorher. Langsam und mit abwehrendem Gesicht zieht sie an der dummen schwarzen Hose, und ich frage, was fändest du denn schön an mir? Was möchtest du? Wie soll ich mich anziehen? — Doch erstmal nimmt sie die Hose, reißt sie durch und stopft sie in den Mülleimer. — Morgen ist Müllabfuhr, da gehört sie hin! — Oh, ist das endgültig! So viel Härte hätte ich Ragi nicht zugetraut. Wie soll ich nun aus dem Haus kommen? Ihr Vater lebt nicht mehr, ihr Stiefvater ist auch wieder ausgezogen, und es gibt wahrscheinlich keine Männerkleidung hier.

Ich bin ein wenig wütend und ziehe ihr das Höschen ganz von den Füßen und werfe es auch in den Müll. Sie aber lacht und sagt: du weißt doch, ich brauche so was nicht! Nur schade um die Seide, ich liebe Seide so an meiner Haut — Also: wie soll ich mich anziehen? frage ich nochmal.

Ragi lacht weiter und weiß nicht, wie sie es sagen soll: jetzt erst mal gar nicht ... doch sonst fände ich es am schönsten, wenn du so ähnlich wie ich gekleidet wärst! Mit einem Rock und kräftigen langen Strümpfen, oder noch besser statt Strümpfen mit Leder-Leggins an den Beinen wie die Indianer ...

... dann wären sich unsere Körper schnell sehr nahe. Dann muß ich dir nicht immer diese dummen Schlapper-Schläuche runterziehen, genannt Hosen, ha ha. Die Indianer haben es gut! Die Männer bei ihnen meine ich. Die Frauen auch, weil ihre Männer so sind, denke ich.

Nun erklärt Ragi weiter: Nimm einen Männer-Rock, meine ich. Doch ich weiß gerade nicht, was das ist, wie der aussieht — so ähnlich wie die Röcke, die diese schottischen Soldaten da in den Kasernen anhaben, schön bunt ist so ein Schotten-Kilt ja, aber ein wenig prüde und streng sehen sie damit aus. Dein Rock muß unten weit offen sein, auf jeden Fall (Endnote 14).

Ich habe für dieses Buch mal ein paar Zeichnungen gemacht — nach Fotos natürlich, die ich irgendwo augegabelt habe, und denen ich sozusagen Anziehbilder angezogen habe. Da habe ich einen Jungen im Rock gezeichnet, wie die Ragi ihn wohl gemocht hätte: später findet sie, daß sie dieses Bild am meisten mag.

Bild 10: Idee, wie Stefan sich kleiden könnte,
dem Schotten-Kilt nachempfunden.



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Dann frage ich sie, was sind denn nun Leggins? — Liest du denn überhaupt keine Indianer-Bücher? spottet sie und zieht ein gelbes Buch aus dem Schrank und gibt es mir. Das stammt noch noch von meinem Vati. „Der fliegende Pfeil“ steht auf dem gelben Deckel, und ein Indianer hält triumphierend einen Skalp hoch. Ich möchte das Buch mal lesen, schon weil Ragi davon spricht. (Endnote 15). Dieser Indianer trägt solche Leggins, siehst du? Also ein Beinschutz, etwa. Gegen Dornen und Kälte, denke ich.

Auf dem nächsten Bild seht ihr rechts diesen Indianer von dem Buch, Tecumseh heißt er. Und dann habe ich noch etwas gefunden von einem Indianerjungen in Leggins und Lendenschurz und habe es hingezeichnet — nur zur Erläuterung, worüber sie spicht.

Bild 11: Indianer-Leggins im 19./18. Jahrhundert

Die Ragi hat es mit den Röcken — eben Frau, begeistert sagt sie: Mein Vater schrieb in seinen Briefen aus Indien, daß alle Männer und Jungen einen Rock an haben — die Männer lange, die Jungens kürzere.

Ahrrr, komm her, ich möchte dich nun mal anfassen, deinen Lingam und deine Hoden — wie schön ist es, so etwas in den Händen ... so eigenartig, wie das alles ist, so groß. Ich habe noch nie Hoden in den Händen gehabt, oh, was ist das darin? Entstehen da die Samen drin? Alles ist so prall und kraftvoll. — Ich weiß es nicht, Ragi weiß mehr über mich als ich und schnabbelt mal wieder so richtig los.

Dann fällt Ragi etwas wieder ein: sie greift neben sich nach einem Schälchen, das aus edlem Glas mit lauter kleinen Goldflittern besteht. In dem Schälchen hat sie warmes Wasser mit Duftölen versetzt. Mit einem weichen nassen Lappen wäscht sie nun sehr liebevoll meinen Lingam, den sie dazu auf eine Hand legt. Das ist eine besondere Ehrerbietung an den Mann, an das Göttliche in dir, an Shiva in dir.

Und dann streichelt sie sich damit da an ihrer Klitoris wo ich vorher mit dem Finger war, und steckt ihn etwas in sich hinein, aber nicht tief, nur ganz am Anfang. Nun ... in meiner Seele sehnt sich die Spitze meines Lingam in diese frauliche Höhle, diese tiefe und dunkle, warme und weiche und liebevolle Höhle, in diesen Frauenleib hinein.

Ragi und ich sitzen einander gegenüber auf der bunten Bank, nein sie sitzt bald auf meinem Schoß, Bauch an Bauch, ganz dicht an mich gedrängt, und mein Lingam ist tief, ganz tief in ihrem Leib und ihre Beine hat sie um meinen Unterleib geschlungen. Es ist so neu für mich, doch für Ragi kaum weniger. Ihr Kleid halte ich über dem Arm. — Ganz still sitzen wir so, und Ragi sagt leise und langsam, meine Mutter hat mir viel von der indischen Liebeskunst erzählt, was ihr mein Vater berichtet hatte, und einiges haben sie und ich miteinander geübt ... schöne Stellen am Körper gestreichelt, einander mit duftendem Wasser gewaschen und so ... wir können dir viel erzählen und zeigen ... alte indische Bilder haben wir auch ... das ist doch alles anders als wir es in Europa kennen ... viel schöner, weil es so bunt ist, und so ein riesengroßes, ein ganzes volles Leben — oh du, was haben wir da noch vor uns! (Endnote 16)


Bild12: die Upavischta-Vereinigung, Ragi und Stefan

So kommt es: wie wir sitzen, wie wir uns bewegen und dann wieder nicht ... und wie sie mich schließlich leise begrüßt: du mein geliebter Shiva! und ich soll sagen du meine geliebte Shakti! Fest umfaßt ihre Joni meinen Lingam und lässt ihn nicht wieder los — er will auch nicht. Etwas unbeholfen zeigt Ragi mir auch, wie ich bei mir bleibe, wie ich nicht ganz loslasse und wie ich meine Flüssigkeit aus den Hoden — das Sperma — nicht hinaus spritze in ihren Leib — dann ist es nämlich zuende, sagt sie leise, denn dann können wir schlafen gehen. Laß uns aber statt dessen noch eine Weile so bleiben, nicht zu wenig, nicht zu viel. .... Sie sagt: halt, jetzt halte mal still, damit es nicht zu weit geht ... wir bleiben mal einen Moment still so sitzen und atmen ganz tief durch ... wir denken, wir atmen tief in uns hinein, überall hin.

Sie zeigt auf einige Sprüche an der Wand, die in einem fremdländischen Rahmen hängen und die Ragi´s Vater aus Indien mitgebracht hatte (Endnote 17):


Beim Beginn der Körpervereinigung seid
achtsam auf das Feuer in euch, und verharrt
darin, um die Gluthitze zu vermeiden —
genießt eine dauerhafte Freude.

Geliebte Göttin, sei dann gerichtet auf das
Feuer, das durch deine Gestalt aufsteigt und
den Körper von den Zehen bis zur Spitze zu
Asche verbrennt, aber nicht dich.

Während du liebkost, süße Prinzessin, gehe in
die Liebkosung hinein als in das ewig währende
Leben.

Später habe ich mich in diese Sprüche vertieft, denn es dauerte lange, bis ich etwas von ihnen verstand. Da ich nicht in Indien aufgewachsen bin, habe ich gewiß das Meiste nicht verstanden.

Dennoch: nun bin ich ganz zuhause, die Seele fühlt sich ganz zuhaus in Ragi´s Nähe und in ihrem Leib, meine Seele vergießt freudige Tränen, mein Gesicht ist voller Tränen vor Freude und Tiefe. Und meine Seele umschlingt auch Ragi´s Leib. Ragi ist so tief gerührt, sie schluchzt und schluchzt, unsere Tränen waschen unsere Gesichter. Nun kommt etwas Neues: ein Gefühl als ob sich vorne mein Bauch weit öffnet und unsere Leiber verschmelzen. Die Öffnung reicht von ganz unten bis an die Kehle. Ragi fühlt das auch so. Wir sind tief in-einander. Nun ist kein Zittern mehr, wir sind so dicht zusammen!

Meine Seele ist nun in einer großen, tiefen, weich-schwarzen Höhle, wo Wollust ist, auch Angst, verloren zu gehen. Wärme und Hitze, meine Seele ist weit weg. Sie ist mit Ragi, weit weg. So tief in Ragi´s Leib, eine große Heimat ... so tief in Ragi´s Herz, ganz verschmolzen mit Ragi´s Seele, wir sind ganz eins. Dicht und fest berühren sich unsere Körper. — Ragi sagt leise, jetzt strahlt es von mir in dich, und von dir in mich, lauter goldene Lichtstrahlen. Ich möchte hier so sein, und ich möchte tanzen, tanzen, tanzen, alles ist ein großer Tanz ... tief innen in mir tanzt es, doch sei still, spüre den Tanz da tief innen.

Noch lange sitzen wir ganz still ... bewegen uns nicht ... sehen nur, wie es ist ...

... lange sitzen wir still ...

... nun warte, ich habe eine andere Platte aufgelegt, die wird uns bald helfen, den Ausgang zu finden, das Grammophon ist gleich hier neben uns. Sie beugt sich hinüber und legt den Tonabnehmer auf. — Zum Ausgang müssen wir nun bald wieder gehen, — und eine leise indische (sagt Ragi) Flötenmusik beginnt, die bald übergeht in einen Gesang „in your love live, fly on your wings in the endless sky“ — „in deiner Liebe lebe, fliege auf deinen Schwingen in den endlosen Himmel“.

Ragi gibt leises Zeichen: nun möchte ich gerne wieder von dir auseinander gehen. Ich grüße dich, geliebter Shiva — ich grüße dich, geliebte Shakti ... und segnend berühren wir einander Joni und Lingam, grüßen sie und rücken langsam, sorgsam, liebend auseinander. Segnend berühre ich mit den Fingern Ragi´s Mund, Brüste und Stirn, sie segnet mein Herz, und sie legt die Hände auf meine Stirn — segnend und dankbar. Sie nimmt aus der Vase eine kleine rote Blume und legt sie mir auf meinen Lingam und verneigt sich vor ihm. Tu das auch bei mir, sagt Ragi, und ich nehme eine andere Blume, noch dunkler rot und lege sie dankend vor ihre Joni, lege die Hände vor meiner Brust zusammen und grüße diese starke und schöne Joni.

Wehmütig und glücklich rücken wir auseinander und beginnen zögernd und leicht zu tanzen. Dieser Tanz ist der schönste Tanz, wir zeigen uns gegenseitig unsere Körper, wie die Haut feucht geworden ist, wie sie duftet und glänzt. Ragi hebt ihr Kleid unter die Schultern, ich bin bis auf ein kurzes Hemd sowieso nackt.

Bald wird meine Mutter kommen, dann macht sie Essen für uns. — Ich frage: darf sie uns so sehen? — aber ja, sie ist doch die größte Tantrika weit und breit. Wenn sie uns so sieht, wird sie glücklich segnend ihre Arme um uns legen und uns Wärme dazu geben und ein schönes Lied singen. Sie ist doch selbst nicht anders. Ihr Freund hatte es auch von ihr gelernt. Und du wirst es auch lernen — vielleicht von mir, oder? Ragi gibt mir ein großes rosa und rot geflammtes Tuch, das ich mir ungeschickt fest um den Bauch wickele. Oben steckt sie noch ein gold-seidenes Tuch rein, das nach unten hängt und meinen Leib schmückt.


Kapitel IV - will auch ich einen Rock?

Ragi´s Mutter kommt ins Haus. Nach ein paar Minuten kommt sie zu uns. Sie hat sich in ein weites orange Gewand gehüllt, auf dem senkrecht einige schwarze Wellen gemalt sind. Erst langsam, dann immer schneller tanzt sie und lässt das Gewand weit fliegen; als ob sie fliegt, saust sie nun in großer Eleganz umher. Ich bleibe stehen und sehe sie immer an, wie schön sie ist und tanzt, und ihre braun-schwarzen Haare fliegen um den Kopf. Gelbe Bänder sind hinein geflochten, die mit fliegen. Dann ist diese Platte zuende und wir bleiben stehen. Die Mutter sagt, nun habt ihr so viel Schönes erlebt, bleibt einen Augenblick stehen, macht die Augen zu und seht in eure Seele, wie sie sich fühlt, ist sie zufrieden?

Dann höre ich das Rascheln ihres Gewandes, sie sagt, ich heiße Anuragini (Endnote 18). Ragi hat dir bestimmt schon von mir erzählt. Und von ihrem Vater, meinem geliebten ersten Mann. Was du hier siehst und hörst, hat er uns alles gebracht, aus dem alt-seligen Indien. Nie war ich da, doch vieles habe ich in meinem Herzen, mir scheint manchmal, ich bin halbe Inderin. Irgendwann werde ich mal hinfahren. Doch die Zeiten sind gerade nicht danach.

Ragi´s Vater war ein so schöner Mann, seine Mutter war Inderin. Daher hat die Ragi ihre braune Haut und die schwarzen Haare — und ihre dunklen tiefgründigen Augen! Und sie lacht und sieht in Ragi´s Augen, die bald verlegen nach unten sieht.

Ich mache uns mal etwas zu essen. Es dauert etwas länger, denn da du nun mal hier bist, wie heißt du eigentlich? — ich nenne meinen Namen, Stefan, — da du nun hier bist, Stefan, werde ich ein indisches Gericht machen. Biriani mit Gemüse. Ist es richtig für dich, daß wir nur Pflanzliches essen? Wir sind nämlich Vegetarier.

Wir gehen mit in die Küche — eigentlich ein Anbau an die große Diele, in der die Familie meistens lebt. Diese Diele ragt weit in den hinteren Garten, durch große Fenster sehe ich Bäume um einen Rasen stehen, ein paar Blumen und in der Mitte eine Feuerstelle. Die Feuerstelle ist umgeben von ein paar großen Steinen und ein wenig versteckt hinter Büschen. Verkohltes Holz und graue Asche liegen da.

Nun ist meine Hose ja zerrissen und ich suche nach einer Hose oder so was. Ich denke auch daran wie es mich sehr angerührt hat, was Ragi vorhin antwortete auf meine Frage, wie sie mich gerne gekleidet sähe: „eigentlich fände ich es am schönsten, wenn du wie ich gekleidet wärst! Mit einem Rock und kräftigen langen Strümpfen, oder noch besser statt Strümpfen mit Leder-Leggins an den Beinen. Mit einem Männer-Rock, meine ich. Doch weiß ich gerade nicht, was das ist, wie der aussieht,“ sagte sie.

Etwas verlegen berichte ich, schon als kleines Kind hätte ich gerne einen Rock angehabt, doch das mochte man ja nicht laut sagen: Nun aber machst du mir Mut, Ragi. Wenn ich mit euch zusammen bin, dann würde ich auch gerne einen Rock tragen — ach, nun ist ja die Gelegenheit, weil du meine häßliche Hose — sie lacht — zerstört hast. Leihst du mir einen Rock? Hast du etwas in meiner Größe? — Reicht dir dieses Wickeltuch nicht? fragt Ragi. — nein, ich möchte nun mal einen richtigen, hast du etwas für mich?

Na ja, eigentlich nicht, die sind alle recht schmal in der Taille, sagt sie und wir gehen in ihre Kammer. Hier im Schrank — such dir was aus, aber weit genug sind nur ein oder zwei Kleider, magst du das auch? Ich bin sehr verlegen, habe noch nie im Schrank einer Frau nach einem Kleid für mich gesucht. Da finde ich einen gelb-rot kariertes langes Kleid mit halblangen Ärmeln und einem schlichten Kragen, das ich gerne anziehen will. Eigentlich mußt du darunter einen Unterrock tragen, sagt Ragi, denn sonst kann das Kleid hochrutschen. Den finden wir auch, und nun bin ich wirklich wie Ragi angezogen, auch die Strümpfe finden wir, schwarze Baumwollstrümpfe, doch einen Strumpfhaltergürtel will ich nicht, das geht zu weit, ist mir zu frauenhaft. Aber die Strümpfe rutschen, und später gibt Ragi mir eines ihrer alten Leibchen, eines, das sehr weit ist, — so was kenne ich von früher, flüstere ich verschämt und ziehe es an, mit zwei Paar langen Strumpfhaltern daran geknöpft. Und dann finde ich noch eine leichte gestrickte Weste, denn das Kleid allein ist zu kalt.

Ihr wollt wissen, was so ein Leibchen ist? Ragi hat auf die Zeichnung von ihrem kleinen Bruder Karl gezeigt, die da am Fenster hängt, ... hat mal ein Gast hier gemacht: süß wie der Kleine da liegt, oder? ... und sein kurzes Leibchen, und der Stiefel, den er gerade ausziehen wollte, doch da musste er sich erstmal so hinlegen, für dieses Portrait. (Bild 07)

Nun kommt mir ein Gefühl: „ich ehre die geliebte Frau, indem ich mich wie sie kleide“. Mehr noch: ich entdecke das Frau-Gefühl in meiner Seele — und wie ich das Anuragini sage, freut sie sich und meint, das muß auch so sein. Denn wie jeder Mensch hast du beides in dir: den Mann und die Frau, bloß wollen die meisten das nicht wahr haben. Verlegen bin ich, aber ich zeige mich den anderen in diesem Aufzug, drehe mich und will den Kleidrock fliegen lassen — wie Ragi vorhin —, doch er fliegt nicht, ist zu schmal dafür. Ein Kleid ist am Körper wirklich sehr angenehm, doch gefühlsmäßig sehr ungewohnt, so mit Nichts zwischen den Beinen, die Schenkel berühren sich, doch auch das ist etwas Erotisches.

Habe in diesem schmalen Kleid beim Sitzen immer Angst, daß die anderen darunter sehen können, besonders, wenn ich die Knie mal übereinanderschlage, was auch Spaß macht, doch wie Ragi sagt: bei mir möchte ich manchmal nicht, daß die Strumpfhalter gesehen werden und ziehe das Kleid dann runter. Und dann wieder reizt es mich, und ich sehe auf die anderen, wohin die gucken.

Nun Gemüse-Schneiden und anderes, was für Anuragini´s Biriani-Gericht nötig ist, Nüsse klein schneiden ... Anuragini sieht mich wieder an und findet es richtig, daß Jungen auch Mädchenkleidung tragen: Mädchen tragen ja auch Jungenkleidung. Sie sagt, ich finde es schön, wenn Männer nachempfinden können, was Frauen fühlen. Zum Beispiel, das Spiel und die Angst mit der größeren Verletzlichkeit im Kleid. Aber auch der Spaß, sich mal zu zeigen und das Kleid im kühlen Seewind wehen zu lassen.

Ja also, schon als Kind hätte ich gerne einen Rock getragen (ein paar Mal hatte ich auch Gelegenheit dazu — die Seligkeit!). Ich erinnere mich, daß das so kam: In einer bunten Zeitschrift meiner Eltern fand ich mal ein paar alte Bilder abgedruckt, hundert Jahre waren die alt. Sie zeigten Schotten in ihrer besonderen Kleidung, nämlich sehr bunt karierten Stoffen, jede Familie in anderen Mustern. Auch die Männer trugen da meistens Röcke, aus eben diesen bunten Stoffen. Und auf einem Bild war ein wohl 13-jähriger Junge, der die Jagdbeute eines Jägers trug: lauter geschossene Wildhühner (Birkhühner sagte meine Mutter dazu). Und, das Wesentliche für mich: er war in einen rot karierten Rock gekleidet, einen Schottenrock, den sie Kilt nennen. Als ich vor Jahren das Bild entdeckte, war ich selbst in seinem Alter, und dieser schottische Junge hat es mir mehr angetan als alle anderen Bilder, ich wäre gerne so wie er gewesen, oder war ich es vielleicht? Jedenfalls hat dieses Gemälde meine Lust am Rock geweckt (Endnoten 14 und 19).

Seitdem sehe ich immer wieder dieses Bild vor mir, und ich bin dem Jungen sehr nahe — habe es im Internet wieder gefunden und hier reingedruckt: Bild 13. Es fühlt sich an als ob der schottische Junge mein naher Freund wäre, ich möchte ihn umarmen, und der Wunsch ihn zu küssen kommt auch oft. Aber dann schäme ich mich, ich glaube nicht, daß er das möchte. Habe noch nie einen Jungen geküsst — wie das wohl wäre? Aber den Wunsch habe ich manchmal. Die Lippen so weich wie bei einem Mädchen.

Bild 13: der schottische Junge im Grant-Tartan, von R.R.McIan 1845


Nun weiter im Buch 3
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